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Zuckerbelastungstest – oraler Glucose Toleranz Test (oGTT)
oraler Glucose Toleranz Test (oGTT)
Gestationsdiabetes ist definiert als eine erstmals in der Schwangerschaft auftretende oder diagnostizierte Störung der Glukosetoleranz und zählt zu den häufigsten noch immer unterschätzen Schwangerschaftskomplikationen.
Der seit 2010 im Rahmen der Mutter-Kind-Pass-Untersuchungen vorgeschriebene Zuckerbelastungstest zur Erkennung des Gestationsdiabetes wird normalerweise in der 25.–28. SSW durchgeführt. Nach Bestimmung Ihres Nüchternblutzuckerwertes im Labor erhalten Sie ein Glas mit normierter Zuckerlösung. Eine Stunde sowie zwei Stunden nach Trinken dieser Lösung wird nochmals Ihr Blutzuckerwert kontrolliert. Dieser Test ist viel aussagekräftiger als die bloße Bestimmung des Nüchternblutzuckers oder des Harnzuckers mittels Teststreifen.
Sinn dieser Untersuchung ist das Aufdecken von Blutzuckerspitzen nach Mahlzeiten. Man spricht bei pathologischen Werten auch von Gestationsdiabetes, eine Form der Zuckerkrankheit, die erst durch die Stoffwechselbelastungssituation der Schwangerschaft entsteht.
Erhöhte Blutzuckerwerte können eine Schwangerschaft gefährden, indem sie
- die Rate für kindliche Missbildungen erhöhen oder das Kind überdurchschnittlich wachsen lassen. Das Kind nascht mit, Geburtsgewichte über 4.500g können auftreten und zu Geburtskomplikationen führen
- eine Mangeldurchblutung des Mutterkuchens bewirken. Das Kind ist dann durch Unterversorgung gefährdet und beginnt das weitere Wachstum einzustellen, um die Durchblutung seiner lebenswichtigen Organe weiter zu gewährleisten
- die Rate an Harnwegsinfekten bzw. Nierenbeckenentzündungen erhöhen
Was ist bei der Durchführung des oGTT zu beachten?
- Der orale Glukosetoleranztest soll morgens nach mindestens achtstündiger Nahrungskarenz und Einhalten einer kohlehydratreichen Ernährung (Süßes, Brot, Nudeln etc.) in den Tagen vorher durchgeführt werden
- Die Zuckerlösung (75g Glucose in 300 ml Wasser) soll innerhalb von 5 Minuten getrunken werden
- Während des Tests sitzen und nicht rauchen
Wie ist die Bewertung des Tests?
Nüchtern | ≤ 91 mg/dl |
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1h | ≤ 175 mg/dl |
2h | ≤ 152 mg/dl |
Nach den Leitlinien liegt ein Gestationsdiabetes vor, wenn ein Grenzwert erreicht oder überschritten wird.
Bei einem Blutzuckerspiegel
Nüchtern | ≤ 126 mg/dl oder |
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Nach dem Essen | ≤ 200 |
liegt ein manifester Diabetes mellitus vor und es kann auf die Durchführung des oGTT verzichtet werden.
Wann soll der Zuckerbelastungstest vor der 25. – 28.SSW gemacht werden?
Im ersten Drittel der Schwangerschaft bei
- vorangehendem Schwangerschaftsdiabetes
- bekannter gestörter Glukosetoleranz (IGT)
- abnormer Nüchternglukose (IFG)
- Habituellem Abort (Fehlgeburtsneigung)
- Vorangehendes Kind > 4.500g
- Totgeburt
- Fehlgeburt
Sofort bei klinischem Verdacht auf
- Großes Kind
- Glukosurie (Zucker im Harn)
- Symptomen einer Zuckerkrankheit (Durst, viel Harn, Zucker im Harn)
Worin besteht die Therapie des Gestationsdiabetes?
Die Behandlung besteht in einer notwendigen intensiven Betreuung der Schwangeren:
- Ernährungsumstellung (Zuckerreduktion, mehr Ballaststoffe)
- Steigerung der körperlichen Bewegung, soweit in der Schwangerschaft vertretbar
- Schulung der Blutzuckerselbstmessung, Kontrolle der Blutzuckerzielwerte
- Engmaschige kindliche Überwachung (Größenwachstum!, Fruchtwasser-Menge)
- Festlegung des idealen Geburtstermins und Geburtsmodus (großes Kind)
- In Ausnahmefällen muss mit einer Insulintherapie begonnen werden
Was bedeutet ein Gestationsdiabetes für mein weiteres Leben?
- Internistische Kontrolle etwa 3 Monate nach der Geburt wird empfohlen (oGTT)
- Jährlicher oGTT oder bei erneuter Schwangerschaft so bald wie möglich
- Ein Gestationsdiabetes bedeutet ein hohes Risiko später an manifestem Diabetes mellitus zu erkranken. Es empfiehlt sich, auch die Blutsverwandtschaft auf Diabetes oder Neigung dazu zu untersuchen!
Stand 1/2011